Wie
hier schon angekündigt, habe ich mir den (die?) Temial von Vorwerk bestellt und Mitte September dann auch bekommen. Seitdem habe ich vor, einen Post darüber zu schreiben – jetzt endlich tue ich es auch.
FunktionenBeginnen wir mit einer Beschreibung der Funktionen. Was kann der Temial so alles?
Grundsätzlich erst einmal Tee zubereiten, natürlich. Maximal kann ein
halber Liter Tee gekocht werden, das Wasser dafür stammt aus einem
1,5-Liter-Wassertank, so dass man auch nicht ständig nachfüllen muss. Sollte er leer werden, kann man ihn nachfüllen, ohne den Brühvorgang dafür abbrechen zu müssen (anders als bei so mancher Kapsel-/Pad-Maschine für Kaffee oder Tee). Man kann jederzeit auch
weniger Tee zubereiten, die Wassermenge ist in 50-ml-Schritten wählbar.
Im Tank befindet sich ein
BRITA-INTENZA-Wasserfilter, dessen Verwendung jedoch
optional ist – man kann auch ohne arbeiten und sich das Wasser anderweitig vorher filtern (was im allgemeinen des Geschmacks wegen auch empfehlenswert ist).
Nutzt man die
Tees von Vorwerk, kann man einfach den QR-Code auf dem Plastikbeutelchen scannen und bekommt direkt passende Brühparameter vorgeschlagen, meist für mehrere Aufgüsse mit jeweils unterschiedlichen Parametern. Die Parameter kann man vor dem Brühen noch verändern. Die Beutel enthalten jeweils Tee für 500 ml.
Zum
Brühen eigener Tees kann man die
Parameter manuell festlegen, also
Ziehzeit, Wassertemperatur, Wassermenge und Aufwecken – ist letzteres aktiviert, wird der Tee zunächst mit einer kleinen Menge heißen Wassers überbrüht, das dann direkt in den
Restwassertank abfließt. Gewissermaßen das „Wegschütten des ersten Aufgusses“ also. Über eine Historie der zuletzt gebrühten Tees kann man sich auch die dort genutzten Parameter zurückholen, statt sie jedesmal neu einzugeben.
Eine
Warmhaltefunktion für fertig gebrühten Tee
ist nicht vorgesehen.
Alle Teile sind
spülmaschinenfest, bis auf den Auszug links hinten, in dem sich der Restwassertank befindet. Der Restwassertank selbst darf in die Spülmaschine wandern, nur seine „Schublade“ nicht.
Abgesehen von den Außenwänden der Brühkammer ist so ziemlich alles an dem Gerät aus Plastik.
In naher Zukunft soll es eine
App geben, die Firmware-Updates und Statistiken zum eigenen Teekonsum bietet. Außerdem soll man die Teemaschine damit auch steuern können. Einen Newsletter von Temial habe ich so interpretiert, dass man via App auch Einstellungen für eigene Tees abspeichern kann, so dass man sich die idealen Parameter für jeden Tee nicht jedesmal wieder zusammensuchen muss. Die Temial-Website gibt diese Information so aber nicht her. Die App soll auch einfache Nachbestellung der Vorwerk-Tees und anderen Zubehörs sowie direkten Zugang zum Temial-Blog bieten.
Der Brühvorgang
Der Teller mit dem Tee fährt herunter bis zum Boden der Brühkammer. Gleichzeitig pumpt der Temial die gewünschte Wassermenge in den internen Wasserbehälter und heizt das Wasser dort auf die gewünschte Temperatur auf, wobei bis ca. 5 °C unter der Zieltemperatur schnell hochgeheizt wird und er sich dann langsam an die Wunschtemperatur annähert. Ist sie erreicht, erfolgt sofort der Aufguss.
Während der Tee zieht, fährt der Teller mit dem Tee je nach Ziehzeit einmal oder mehrfach hoch und wieder herunter, um den Tee aufzuwirbeln. Im Display wird vom ersten Moment an (schon während das Wasser aufgeheizt wird) die verbleibende Restzeit angezeigt. Hier kann der Brühvorgang auch abgebrochen werden.
Zum Schluss fährt der Teller ganz nach oben, so dass sich kein Tee mehr im Wasser befindet. Der Tee ist fertig und kann mittels Swipe auf dem Display herausgelassen werden. Das kann auch zwischendurch wieder gestoppt werden, so dass man beispielsweise auch nur eine Tasse mit Tee befüllen und den Rest im Temial lassen kann.
Kinderkrankheiten und andere ProblemeUm es gleich vorwegzuschicken: Im Großen und Ganzen funktioniert der Temial ganz wunderbar und tut klaglos seine Arbeit. Außerdem bekomme ich in den nächsten Tagen einen Karton, um meinen Temial einzuschicken. Offenbar wurde die Auslass-Einheit noch einmal überarbeitet. Man bietet den Kunden der ersten Stunde ein kostenloses Upgrade des Geräts an, was ich sehr fair finde. Außerdem wird bei Vorwerk dann auch das erste Software-Update durchgeführt, das unter anderem das Gerät für die App bereit machen soll.
Einiges von dem, was ich jetzt schildern werde, wird also vielleicht schon behoben sein, wenn ich meinen Temial dann wieder zurückerhalte. Trotzdem hier eine Liste der Probleme, die ich gesehen habe:
EDIT: Mittlerweile habe ich meinen Temial zurück. Die Kritikpunkte habe ich unten entsprechend angepasst.
- Das Gerät stürzt zuweilen ab (zum Glück selten – zuletzt Anfang Dezember, glaube ich). Dann funktioniert auch der Ein-/Aus-Knopf links nicht mehr, und der Temial muss vom Strom getrennt werden. Danach will er eine Reinigung durchführen, besteht mindestens auf einer Kurzreinigung, die aber ebenfalls einige Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem muss man dafür den bereits in der Brühkammer befindlichen Tee wieder entfernen. Bei der Reinigung unterschätzt das Gerät dann zuweilen die Wassermenge, die noch irgendwo in den Tiefen verborgen liegt, und macht die Brühkammer nicht ganz leer. Selbst wenn das korrekt gelingt, steckt offenbar manchmal noch Wasser in der Pumpe, so dass der erste Tee mit zu viel Wasser gebrüht und zum Schluss nicht der gesamte Tee abgelassen wird. Mit einer Restentleerung über das Wartungsmenü kann man dem vorbeugen.
Hier kann ich zwar noch nicht ganz Entwarnung geben, weil ich das Gerät erst seit gestern wiederhabe, aber zumindest ist klar, dass jetzt viel länger gewartet wird, um wirklich alles Wasser abzulassen.
Was die Abstürze betrifft, habe ich inzwischen die Theorie, dass es sich vielleicht gar nicht um Abstürze gehandelt hat, sondern um eine fehlende Rekalibrierung des Touchscreens. Gestern beim Entkalken erlebt: Gerät war an, Touchscreen hat wunderbar funktioniert, war aber nass. Also habe ich ihn abgewischt. Danach hatte ich zuerst Probleme, das Wasser der ersten Nachspülung abzulassen; das funktionierte erst nach mehreren Versuchen, weil der Touchscreen nicht richtig reagierte. Die zweite Spülung konnte ich dann nicht starten, weil er gar nicht reagierte – genau das gleiche Verhalten wie bei den „Abstürzen“ zuvor, also. Vor allem, weil ich zuletzt gar keine Abstürze mehr hatte, vermute ich jetzt, dass da gar nichts abgestürzt war, ich „nur“ jeweils den Touchscreen im laufenden Betrieb abgewischt hatte und dann die Kalibrierung nicht mehr passte. Das kann ich natürlich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wäre aber eine gute Erklärung.
Immerhin: Nachdem ich ihn vom Strom getrennt hatte, wusste der Temial noch, dass er sich mitten im Entkalkungsprozess befunden hatte und setzte korrekt fort (eine Spülung wurde wiederholt).
- Manchmal geht nach dem Einschalten des Temial der Scanner nicht an. Man kann dann zwar manuellen Tee zubereiten, nicht aber Vorwerk-Tee scannen. Stecker aus der Steckdose ziehen hilft auch hier. (Habe ich seit dem Update noch nicht gesehen; das ist aber auch noch nicht lange her.)
- Die Historie der Tees, aus der man sich die Brühparameter vorheriger Tees zurückholen kann, enthält für eigene Tees nur immer wieder den gleichlautenden Eintrag „Manueller Tee“, also ohne Zusammenfassung der genutzten Parameter. Das ist wenig hilfreich.
- Der Temial unterschätzt systematisch die Zeit, die er benötigt, um das Wasser aufzuheizen. Dadurch ist die vor dem eigentlichen Ziehen angezeigte Restzeit immer um knapp 10 bis über 30 Sekunden zu kurz angesetzt.
Das ist nach dem Update besser geworden. Bei frischem, sehr kaltem Wasser schätzt er immer noch zu kurz, aber immerhin nur um knapp 10 Sekunden. Bei zimmerwarmem Wasser hat er die Zeit sogar überschätzt, aber auch um nicht viel.
- Angeblich soll das Gerät regelmäßig eine Reinigung empfehlen. Hat es noch nie getan, außer nachdem ich den Stecker wegen Absturzes gezogen hatte – dann aber grundsätzlich.
Heute morgen wurde mir erstmals eine Reinigung empfohlen, und schon gestern auch erstmals eine Entkalkung. Das scheint jetzt zu funktionieren.
- Die BRITA-INTENZA-Wasserfilter sind sehr schwer in den Tank einzusetzen. Außerdem sind sie sehr teuer, und zumindest bei unserer Wasserhärte empfiehlt der Temial schon nach 40 Litern Tee den Filterwechsel. Ich zögere das jetzt immer auf 60 Liter hinaus, aber vielleicht wäre doch zu überlegen, das Wasser anderweitig zu filtern.
- Ist der genutzte Tee sehr pulverig/bröselig, kann er die siebartigen Löcher am Boden der Brühkammer zusetzen, durch die der Tee ablaufen soll. Dann wird die Brühkammer manchmal nicht ganz entleert – der Temial geht davon aus, dass sie bereits leer ist und macht den Auslass zu. Der lässt sich am Gerät dann auch nicht mehr öffnen, so dass man die Brühkammer abnehmen und umdrehen muss, um sie zu entleeren.
Der Boden der Brühkammer hat sich nicht verändert, aber der Temial lässt den Auslass jetzt sehr viel länger offen. Das sollte kein Problem mehr sein.
Der Teller des Auslasses selbst hat jetzt ein Gefälle zur Tülle hin, so dass kaum noch Tee auf dem Teller verbleibt. Das war zuvor schon nicht viel, so muss man aber vielleicht weniger reinigen. Außerdem wurde die Form der Tülle verändert, so dass der Tee beim Ablassen weniger spritzt.
- Das „Aufwirbeln“ des Tees durch das Hoch- und Runterfahren des Tellers ist mehr Show als dass es wirklich etwas bringt, weil der Teller so langsam ist. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass vorher gut im Wasser verteilter Tee dadurch zusammengedrückt wird und danach weniger verwirbelt ist als vorher.
- Der Tee lässt sich nach dem Aufbrühen leider nicht so leicht vom Teller/Sieb entfernen, wie ich gehofft hatte. Vorwerk empfiehlt, die ganze Brühkammer umzudrehen und auszuklopfen, aber dadurch tropft immer Resttee mit in den Biomüll, der dann nasser wird, als wir es gerne hätten. So löffle ich also den Tee heraus, so gut es geht, und spüle den Rest dann vom Teller und dem Rand der Brühkammer ab, was ziemlich viel Wasser verbraucht und mit der Zeit wahrscheinlich auch den Abfluss der Küchenspüle verstopft. Das dauert insgesamt auch recht lang und ist bei weitem nicht so praktisch, wie ich es gerne hätte. Ich habe aber auch keine Idee, wie man das besser machen könnte.
Die Tees von VorwerkIm Großen und Ganzen ist die Qualität sehr gut, und es sind ja auch Bio-Tees. Allerdings sprechen wir hier von Preisen zwischen € 8,50 (Kräuter-/Früchtetees) und gut € 17,– pro 100g. Die meisten Tees kosten knapp € 13,–/100g.
Das darf ein richtig guter Tee schon kosten, zumal, wenn man mehrere Aufgüsse nutzen kann – ganz so gut fand ich die Sorten dann aber doch nicht.
Rose-Lemongras und
Minze-Zitrus konnten mich gar nicht überzeugen, die sind ihr Geld meiner Meinung nach wirklich nicht wert.
Orange-Sanddorn und
Milde Kräuter sind relativ typische Vertreter ihrer Zunft als Früchte- bzw. Kräutertees, nicht schlecht, aber ich denke, dass man ähnliche Qualität auch für weniger Geld bekommt.
Grüner Rooibos läuft außer Konkurrenz, da ich Rooibos nicht mag – da kann ich kein faires Urteil fällen.
Die restlichen Sorten fand ich gut, aber nicht umwerfend. Den letzten der Aufgüsse, die Vorwerk vorschlägt, kann man sich praktisch bei allen Tees sparen, den habe ich bei keiner Sorte als auch nur annähernd lecker empfunden.
Hier gilt:
Ich würde so viel Geld nur für Tees ausgeben, die
mir besser schmecken, aber die Qualität stimmt, und wer die Temial-Sorten lieber mag als ich, macht sicher keinen Fehler, wenn er sie sich kauft.
Eine Sorte sticht für mich aber heraus:
Tie Guan Yin ist in meinen Augen ein wirklich genialer Oolong. Sehr aromatisch, mit ganz unterschiedlichen Geschmackserlebnissen über drei Aufgüsse hinweg – nur der vierte und letzte muss auch hier nicht sein. Das ist ein richtig,
richtig guter Tee, der den hohen Preis auch wert ist.
Mehr als der Preis stört mich bei den Vorwerk-Tees die fehlende Flexibilität. Ein Säckchen ist für 500 ml, also muss man auch 500 ml machen, denn wohin sonst mit dem Rest? Und dann will man ja auch die zusätzlichen Aufgüsse nutzen, d.h. man sollte auch die Zeit haben, innerhalb von ein paar Stunden viel Tee zu trinken, schließlich ist er teuer genug …
Das passt nicht so recht zu meinen Gewohnheiten. Ich habe lieber meinen offenen Tee, den ich dosieren kann wie ich will, und der zudem viel weniger Abfall erzeugt. Deshalb habe ich mir auch keine Tees nachbestellt – eine ganze Packung
Tie Guan Yin hatte ich als Early Adopter ohnehin kostenlos von Temial bekommen.
EDIT: Für die „Unannehmlichkeiten“ des Einsendens habe ich noch einmal zwei kostenlose Teepackungen von Vorwerk erhalten. Leider haben sie sich mit Minze-Zitrus und Grüner Rooibos ausgerechnet zwei Sorten ausgesucht, die mir gar nicht zugesagt hatten. X-) Na, egal. Minze-Zitrus schmeckt wie ein milder Pfefferminztee, kann man schon trinken – nur halt nicht für € 15,– / 100 g.
Der Temial in der PraxisInsgesamt mag ich meinen Temial sehr. Er macht es leicht, mit verschiedenen Temperaturen und Ziehzeiten zu experimentieren und, wenn man einmal die perfekten Parameter für einen Tee gefunden hat, sie auch immer wieder ohne Aufwand nachzuvollziehen.
Mein Teekonsum hat stark zugenommen, weil es so einfach ist, sich „mal schnell“ einen Tee zu machen. Perfekt passend: Für meine großen Tassen, die ungefähr 500 ml fassen, wenn man sie ganz voll macht, lasse ich den Temial 400 ml Tee machen für Sorten, die ich mit Milch genieße, und 450 ml für andere: So ist die Tasse nicht so randvoll, dass man sie vorsichtig tragen muss.
Haben wir Besuch, kann auch für kleine Tassen passend produziert werden, oder 500 ml, tassenweise ausgeschenkt. Für diesen Einsatzzweck wäre allerdings die Möglichkeit, mehr als nur 500 ml Tee zu machen, recht angenehm.
Endlich trinke ich auch Grüntees regelmäßig und mit Genuss, deren artgerechte Zubereitung mir immer zu umständlich war.
Bei den Schwarztees habe ich eine interessante Beobachtung gemacht:
Sprudelnd kochend, also mit echten 100 °C, sollte man auch sie nicht übergießen! Ich wunderte mich anfangs, warum viele Schwarztees aus meiner alten Teemaschine ohne Temperatureinstellung viel besser geschmeckt hatten. Dann drehte ich die Temperatur von „Max“ (= 100 °C) auf 95 °C zurück, und siehe da, schon waren vor allem malzige und Karamellaromen sehr viel präsenter, die Tees insgesamt aromatischer und wesentlich wohlschmeckender. Meine alte Maschine hatte schlicht keine echten 100 °C erreicht.
FazitDer Temial ist genial. Ich liebe die Maschine, und ich möchte sie nicht mehr missen. Trotz der oben genannten Einschränkungen würde ich den Kauf auch dann nicht bereuen, wenn sie so bliebe wie sie ist – und es wird in den nächsten Wochen ja noch einmal nachgebessert. (Ich werde berichten!)
Der aufgerufene Preis ist meines Erachtens trotzdem zu hoch. € 300,– ist das Gerät sicher wert, vielleicht auch € 400,–. € 600,– sind aber arg viel.
Wer es sich leisten kann und möchte, erhält ein tolles Gerät, das die Teezubereitung automatisiert wie momentan kein anderes.