Auf der Suche nach guten WLAN-Lautsprechern stolperte ich vor einiger Zeit über den
Beosound Level von Bang & Olufsen. Der löste direkt einen Haben-Wollen-Effekt aus:
- Transportabel, mit Akku
- Satte fünf Treiber, das versprach gute Klangqualität
- Stereo, soweit man bei einem so kleinen Lautsprecher davon sprechen kann
- Active Room Compensation, also Klanganpassung an die räumlichen Gegebenheiten
- Auf Langlebigkeit ausgelegt: Akku vom Nutzer austauschbar, Streaming-Hardware vom Techniker austauschbar
Allerdings: € 1.249,–? Ich ordnete das Gerät unter „wäre schon geil, aber zu teuer“ ein, aber kurz darauf trat ein unerwarteter Geldregen ein, und ich bestellte ihn kurzentschlossen (wenn auch immer noch mit etwas schlechtem Gewissen).

Beosound Level mit Transportsicherungen an den Ecken
VariantenEs sind verschiedene Ausgaben des Lautsprechers verfügbar: Aluminium mit Stoff-Front oder Gold-Optik mit einer Holzverkleidung vor den Treibern. Die Holzverkleidung hätte ich schon schick gefunden, das Gold weniger – da aber für Holzversion ohnehin ein Aufpreis von weiteren € 250,– zu berappen ist, verbot sich das von selbst. So viel ist mir Optik nicht wert.
Die beiden Versionen sind außerdem jeweils mit oder ohne Google Voice Assistant (GVA) erhältlich.
Aktuell lieferbar ist nur die Aluversion mit GVA. Die anderen sollen laut Online-Shop Ende März lieferbar sein und sind vorbestellbar.
KennenlernenIch bestellte die Alu-GVA-Version. Mir war zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, dass es die Version ohne Google noch gar nicht gab; ich dachte mir schlicht, dass ich vielleicht irgendwann in der Zukunft doch den Google Assistant nutzen möchte, auch wenn ich das jetzt definitiv nicht tun würde. Ich müsste mich, wie bei anderen Smart Speakern auch, ja nicht bei Google anmelden. Das bereute ich später, mehr dazu unten.
Die Box kommt, ihrem Preis entsprechend, sehr hochwertig daher: Gutes Design, sehr stabil und schwer (3,3 kg), Stromversorgung über einen magnetischen Puck, der hinten einfach drangeklickt werden kann. Sehr gut gemacht.
Wird sie aufgestellt wie im Bild zu sehen, bietet sie ziemlich gerichteten Stereoklang. Senkrecht (z.B. an der Wand hängend mit der separat erhältlichen Wandhalterung für € 99,–) wird sie zum Monolautsprecher, der mit breiter Abstrahlung wunderbar zur Beschallung eines ganzen Zimmers geeignet ist. Auf dem Rücken liegend soll sie 360° in alle Richtungen etwa eine Party mit Musik versorgen können.
Für einen portablen Lautsprecher ist das Format schon ziemlich klobig. Wenn man ihn tatsächlich nicht nur draußen nutzen, sondern auch in den Urlaub mitnehmen möchte, wäre eine Laptop-Tasche vermutlich die passende Tragevorrichtung. Aber wenn der Klang richtig gut sein soll, geht es eben nicht wesentlich kleiner.
EinrichtungMit der passenden App von Bang & Olufsen war der Lautsprecher schnell mit dem WLAN verbunden, zumindest unter iOS waren keine Probleme zu verzeichnen.
Die Box unterstützt Spotify Connect. Außerdem verfügt sie über einen eingebauten Chromecast-Empfänger, durch den Apps vieler anderer Streaming-Dienste genutzt werden können. Er muss allerdings gesondert in der App aktiviert werden, weil zunächst eine Datenschutzerklärung von Google akzeptiert werden muss. Ich habe das, während die Box bei mir war, nie gemacht. Ich finde es allerdings gut, dass das man diese Klauseln nicht automatisch akzeptiert, indem man den Lautsprecher nutzt, und insofern auch die Freiheit hat, es bleibenzulassen. Weiterhin kann Airplay 2 genutzt werden, und es wird UPnP AV (DLNA) unterstützt.
Und Bluetooth. Theoretisch. Womit ich wirklich im Leben nicht gerechnet hätte, ist die Tatsache, dass Bluetooth nicht genutzt werden kann, solange man den Lautsprecher nicht mit Google Home eingerichtet hat.
Wie bitte?Um es hier schon vorwegzunehmen: Das war der Grund, weshalb ich den Lautsprecher dann letztlich wieder zurückgeschickt habe. Auch wenn das Mikrofon abschaltbar ist, ich möchte mir Google nicht auf diese Weise in die Wohnung holen. Der Plan war eigentlich, die Version ohne GVA zu bestellen, aber genau zu dem Zeitpunkt, als ich das tun wollte, war eine Vorbestellung plötzlich nicht mehr möglich, und es schien, als sei diese Version weiter in die Zukunft verschoben worden. (Seit heute kann man wieder vorbestellen, und am geplanten Lieferzeitpunkt hat sich nichts geändert.) Deshalb und weil ich mit den Umständen der Lieferung und dem Support nicht so recht zufrieden gewesen war, sah ich mich nach Alternativen um – mit Erfolg, inzwischen habe ich einen anderen Lautsprecher zu Hause, über den ich im nächsten Post berichten werde.
Was aber nichts daran ändert, dass der Beosound Level ein hervorragender Lautsprecher ist.
KlangUm es kurz zu machen: Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Lautsprecher mit Akku gibt, der diesem auch nur annähernd das Wasser reichen kann.
Ich saß begeistert da und frohlockte: Wunderbare Auflösung von kleinen Details in der Musik, ein sehr ausgewogener Klang mit kräftigem, befriedigendem, aber eben nicht überbetontem Bass. Bis hin zu Lautstärken, in denen ich niemals hören würde, leistet sich der Level keinerlei Blößen. Bei sehr geringen Lautstärken verblasst der Bass ein wenig, aber weit weniger als ich das bei anderen Boxen schon gehört habe. Dem kann man mit der Loudness-Einstellung in der App entgegensteuern, die nur bei geringer Lautstärke Bass und Höhen stärker betont. Leider überkompensiert sie vor allem den Bass, so dass ich sie immer ausgeschaltet ließ. Unverständlich, dass sie im Default aktiviert ist.
Interessant fand ich die Active Room Compensation: Auf Geheiß via App misst der Lausprecher den Raum und seine akustischen Eigenschaften. Dabei wird ein ca. eine Sekunde dauernder Ton abgespielt, der von ganz tiefen Frequenzen bis zu ganz hohen ansteigt. Einen direkt auffälligen Klangunterschied mit oder ohne Room Compensation habe ich nur in extrem schwierigem akustischem Umfeld wahrnehmen können, zum Beispiel in einem kleinen, gefliesten Toilettenraum, auf einer Holzkommode stehend. Es wirkte aber: Dröhnender Bass oder sonstige Raumreaktionen waren mit aktivierter Compensation kaum noch festzustellen.
Leider kann die Active Room Compensation nur genutzt werden, wenn das Gerät mit einer Steckdose verbunden ist. Wenn nicht wird das Feature automatisch deaktiviert, und wenn wieder Strom da ist, geht der Level davon aus, dass er sich wieder an der Stelle befindet, wo er zuletzt gemessen hat, und schaltet die Room Compensation wieder ein.
Die Intention ist klar: Der Lautsprecher soll einen festen Platz mit Stromversorgung haben, wo er sein ganzes Potential ausspielt. Man soll nicht dauernd neu messen müssen. Also wird bei mobiler Nutzung einfach keine Kompensation durchgeführt. Ich fand das schade, weil bei mir der Ladeplatz normalerweise eher nicht der ist, an dem ich einen mobilen Lautsprecher nutze. So trug ich dann unnötigerweise immer das Ladekabel mit mir herum, weil ich die Active Room Compensation nutzen wollte.
Ein großes Stereoerlebnis hat der Lautsprecher nicht zu bieten, dazu ist er einfach zu klein. Im Abstand von ca. 1,5 m sind linker und rechter Kanal mit etwas Anstrengung zu unterscheiden, und das war für mich auch das ideale Setup für längere Hör-Sessions: Ich auf dem Sofa, der Lautsprecher vor mir in passendem Abstand. Eine große Klangbühne entsteht dabei nicht.
Das war für mich anfangs etwas ernüchternd: Im direkten Vergleich zum Bose Portable Home Speaker machte letzterer Punkte, weil er als 360°-Lautsprecher, vor einer Wand aufgestellt, einen beeindruckenden Raum erschaffen kann, der Klang nicht aus dem Lautsprecher selbst zu kommen scheint. Allerdings kann man mit dem Level einen ähnlichen Effekt erzielen, wenn man ihn einfach zur Wand dreht – in Sachen Detailauflösung natürlich keine gute Idee.
Wenn man noch viel mehr Geld ausgeben will, kann man auch zwei Levels zu einem Stereopaar verbinden. Aktuell ist das offenbar nur mit der GVA-Version via Google Home möglich, es soll aber später auch ohne Google machbar sein.
Ähnlich guter Klang wie im Stereomodus ist in der Hochkant-Position zu verzeichnen. Der Level beschallt dann den ganzen Raum mit Monoklang von hervorragender Qualität. Einziges Problem: Da die Seitenflächen abgeschrägt sind, kann man ihn so nicht hinstellen. Ohne Wandhalter bleibt nur, ihn irgendwo anzulehnen. Die Gummi-Transportsicherungen, die auf dem Bild an den Ecken zu sehen sind, sehen gar nicht schlecht aus, und sie helfen, dass der Lautsprecher in solchen Setups nicht wegrutscht.
Einzig auf dem Rücken liegend konnte mich der Level nicht überzeugen. Der Klang geriet dumpf, verwaschen. Außer zum Ausprobieren habe ich diese Variante nie verwendet.
Mit der App lässt sich der Klang noch anpassen, mit Hilfe des Beosonic „Equalizers“: Da zieht man einen Punkt auf einer Kreisfläche an eine andere Stelle und kann so zweidimensional verschiedene Charakteristika intuitiv ansteuern. Das Vergrößern oder Verkleinern des Punktes ändert die Eigenschaften zusätzlich. Solche Einstellungen kann man sich dann unter eigenem Namen abspeichern, und es gibt auch einige Presets von Bang & Olufsen. „Party“ erzeugte einen grob ähnlichen Klang wie mein Bose-Lautsprecher mit mehr Bass-Wumms und einer Betonung der Höhen. Von der Einstellung für Stimmen war ich nicht so überzeugt, weil sie das Zischeln von S-Lauten zusätzlich betonte und den überbetonten Bass mancher Podcast-Aufnahmen nicht ausreichend wegfilterte. „Lounge“ fand ich ganz furchtbar.
Kurz: Richtig gut ist nur die Einstellung „Optimal“, die eine lineare Wiedergabe ermöglicht.
FazitDer Beosound Level bietet hevorragenden Klang, und nicht nur für seine Größe und Bauart, sondern ganz allgemein gesprochen. Natürlich habe nicht alle mobilen WLAN-Lautsprecher auf dem Markt ausprobiert, aber ich wage zu behaupten, dass nach dem Beosound Level klanglich erst einmal sehr lange nichts kommt, bevor sich die allgemein bekannten Modelle um den zweiten Platz streiten.
Pro:
- Hervorragender Klang, weitab von der Konkurrenz
- Akku
- Einigermaßen transportabel
- Auf Langlebigkeit ausgelegt
Contra:
- Extrem teuer
- In der Google-Version ohne Anmeldung bei Google nur eingeschränkt nutzbar
- Bauartbedingt schwache Klangbühne