Wie
hier schon erzählt, hatte ich meinen Beosound Level zurückgeschickt, weil ich mich nicht bei Google anmelden wollte, um Bluetooth nutzen zu können (näheres dort). Da die Variante ohne Google zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorbestellbar war, sah ich mich nach Alternativen um.
Dabei wurde ich auf den Music 3 von Dynaudio aufmerksam, der etwas kleiner ist als der Beosound Level, aber grob in der gleichen Kategorie spielt, abgesehen davon, dass „nur“ drei statt fünf Treiber verbaut sind. Ansonsten konnte ich überhaupt keine Modelle finden, die dem Level möglicherweise ebenbürtig sein könnten.

Dynaudio Music 5
Probehören und KaufDynaudio-Produkte gibt es nur bei HiFi-Fachhändlern, im Internet nur vereinzelt. Ich fand zwar zwei HiFi-Händler mit Internet-Shop, die den Music 3 vorrätig gehabt hätten, aber ich fand auch einen lokalen Fachhändler, bei dem ich telefonisch erfuhr, dass er den Lautsprecher da hatte – und noch einige andere, die mich interessierten. Und da kam auch gleich die gute Beratung ins Spiel, die man im Fachhandel erhalten kann: Mir wurde noch am Telefon mitgeteilt, dass Dynaudio die Music-Reihe aus dem Programm nehmen wird, dass ich also zukünftig keine weiteren Lautsprecher nachkaufen kann. Ich bekam einen Termin, an dem ich mir die Lautsprecher im Laden anhören konnte, und die Zusage, dass ich auch einen Tag zu Hause testen und das Gerät ggfs. zurückgeben kann, denn zu Hause klingt es eben doch oft anders.
Inzwischen hatte ich mir schon überlegt, dass ich eventuell auch mit einem Lautsprecher zufrieden wäre, der nicht mit einem Akku ausgestattet ist – solange im Gegenzug der Klang richtig gut ist und der Lautsprecher klein genug, dass ich ihn ohne Schwierigkeiten in verschiedene Räume oder auf die Terrasse mitnehmen kann.
Im Laden angekommen hatte ich über zwei Stunden die paradiesische Möglichkeit, völlig allein verschiedene Lautsprecher zu testen, in beliebiger Lautstärke, ohne dass ich jemanden stören würde.
Es wurde schnell klar, dass der
Dynaudio Music 3 meinen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Zwischen ihm und dem Level war dann doch ein deutlicher Abstand, und auch wenn der Music 3 weniger als die Hälfte kostet, so weit wollte ich die Klangqualität dann doch nicht zurückschrauben. Hier wäre ein direkter Vergleich mit den aktuellen Modellen von Bose und Sonos interessant – ich könnte mir vorstellen, dass der Music 3 sie noch schlagen würde.
Also ging ich zu zu den kabelgebundenen Modellen über. Von
Bluesound hörte ich mir den
PULSE MINI 2i und den
PULSE 2i an und war wenig begeistert. Sie kamen mir vor allem im Bass ziemlich schwachbrüstig vor. Vielleicht können sie ja gemeinsam mit dem ebenfalls erhältlichen Subwoofer
SUB+ überzeugen, aber das würde wieder meinen Mobilitätswunsch konterkarieren. Bei Bluesound hätte ich die Software interessant gefunden, da wird wirklich alles unterstützt, was man sich nur wünschen kann. Aber wenn mir der Klang nicht gefällt, hilft das natürlich auch nicht.
Außerdem waren von
Denon der
HEOS 5 HS2 und der
HEOS 7 (noch nicht als HS2) zu hören. Interessanterweise gefiel mir da der HEOS 5 sogar etwas besser als der HEOS 7 – möglicherweise waren bei letzterem aber auch irgendwelche Klangeinstellungen verstellt. Der HEOS 5 lieferte für die Größe erstaunlich wuchtigen Sound, allerdings mit etwas übertriebenem Bass.
Und dann waren da noch der
Music 5 und der
Music 7 von
Dynaudio. Das waren klanglich mit großem Abstand die besten Lautsprecher, die ich mir anhörte. Der Unterschied zwischen Music 5 und Music 7 war nicht riesig, und so entschloss ich mich schließlich, den Music 5 mit nach Hause zu nehmen, weil er von der Größe her dann doch deutlich transportabler ist als der Music 7.
Preislich liegt der Music 5 derzeit bei ca. € 700–800,–.
AusstattungWie der Beosound Level ist auch der Music 5 mit fünf Treibern ausgestattet.
Er bietet einen USB-, einen AUX- und einen Toslink-Anschluss sowie eine Ethernet-Buchse. Für Streaming-Zwecke wird Spotify Connect unterstützt, außerdem Airplay, UPnP AV (DLNA) und Bluetooth inkl. aptX. Er kann Streams bis 192 kHz bei 24 Bit via UPnP verarbeiten, am Toslink-Anschluss nimmt er bis zu 96 kHz an.
Auspacken und EinrichtungDer Karton ist ganz schön riesig, auch der Lautsprecher selbst kann mit seiner Breite von über 65 cm und 5 kg Lebendgewicht nicht mehr wirklich als mobil durchgehen. Als portabel aber durchaus – man braucht zwar zwei Hände, aber man kann ihn problemlos von Raum zu Raum tragen. Nur eine Steckdose muss vorhanden sein.
Mit der App
Dynaudio set-up and control ist der Lautsprecher schnell mit dem WLAN bekannt gemacht. Dort finden sich auch Einstellungen wie drei Equalizer-Presets, die Möglichkeit, Bässe und Höhen zu verändern, NoiseAdapt und RoomAdapt (mehr dazu unten), die LED-Helligkeit und das Auto power off. Außerdem können Radiostationen gehört und auf die Preset-Tasten am Gerät gelegt werden.
Das Problem mit der Music-AppDie Lautsprecher der Music-Reihe waren früher viel netter zu bedienen: Über die App
Dynaudio Music, die immer noch im AppStore zur Verfügung steht, konnten eigene Musikvorlieben konfiguriert und diverse Streaming-Dienste verbunden werden. Leider ging der Dienstleister, der diesen Service für Dynaudio bereitstellte, letztes Jahr offenbar völlig unerwartet pleite – siehe
hier. Seitdem funktioniert die Music App nicht mehr wie zuvor.
Dynaudio hat seitdem Firmware-Updates bereitgestellt, die Spotify Connect ermöglichen, und die neue set-up and control-App in den AppStore gebracht.
Mich stört das aber wenig, weil ich trotzdem Spotify und Qobuz streamen kann. Spotify via Spotify Connect, Qobuz via UPnP mit einer entsprechenden App: Auf dem iPhone zum Beispiel mconnect. Mit etwas zusätzlichem Aufwand und BubbleUPnP Server auf meiner Diskstation habe ich mir einen OpenHome-Renderer für den Music 5 gebaut, über den ich die exzellenten Apps
Lumin und
Linn verwenden kann. Das Handy selbst ist dann nicht am Streamen beteiligt und kann jederzeit abgeschaltet oder für ein Telefongespräch verwendet werden. Dazu werde ich in einem weiteren Artikel mehr schreiben.
Zusätzlich möchte ich noch erwähnen, dass es bei Dynaudio richtig guten Support gibt. Bis jetzt wurden meine Anfragen immer innerhalb weniger Stunden beantwortet, und zwar prägnant und mit der Information, die ich brauchte. Da könnte sich mancher Hersteller eine Scheibe abschneiden!
KlangKommen wir endlich zum wichtigsten Punkt: Dem Klang.
Um es klar zu sagen: Das ist der beste Lautsprecher, den ich je im Haus hatte. Im Vergleich zum Beosound Level legt er noch mehrere Schippen drauf: Wunderbar lineare Charakteristik, noch mehr Klarheit und Details, nahezu perfekt. Obwohl der Level angeblich bis 37 Hz in die Tiefe gehen kann, der Music 5 nur bis 45 Hz, ist der Music 5
wesentlich fähiger, auch tiefen Bass wiederzugeben. Ich höre Töne, die ich nie zuvor wahrgenommen habe. Schon bei Lautstärken knapp über 50% ist der Bass bei entsprechenden Stücken sehr deutlich fühlbar.
Auch Klassik wird in einer Klarheit und Deutlichkeit wiedergegeben, die der Level – obwohl ein grandioser Lautsprecher – nicht zu bieten hatte. Und: Stereo! Durch die Schrägstellung der Treiber ist trotz der geringen Abmessungen eine beeindruckende Klangbühne möglich.
Insgesamt ein Klangerlebnis, das ich so noch nicht hatte. Auf den Punkt gebracht: Der Klang des Level hat mich glücklich gemacht. Der Klang des Music 5 macht mich euphorisch.
Als zusätzliches Schmankerl bietet der Music 5 noch RoomAdapt und NoiseAdapt. Ersteres ist eine Anpassung an die akustischen Eigenschaften des Raums ähnlich der Active Room Compesation bei Bang & Olufsen, mit einem Unterschied: Während beim Level ein Ton abgespielt wird, um die Messung durchzuführen, misst der Music 5 ständig während der Musikwiedergabe. Auch hier habe ich nur geringe Unterschiede zwischen aktiviertem und deaktiviertem RoomAdapt hören können – abgesehen von deutlich reduzierten Resonanzen im Raum. Ich bilde mir ein, der Level sei an dieser Stelle etwas effektiver gewesen, aber ganz sicher kann ich das ohne direkten Vergleich nicht sagen.
EDIT: Bei höherer Lautstärke habe ich jetzt doch deutliche Unterschiede gehört und bin noch nicht ganz sicher, ob mir das gefällt. Der unveränderte Klang war trotz Resonanzen doch besser. Das muss ich mir noch etwas genauer zu Gemüte führen.
NoiseAdapt ist sehr interessant: Wenn dieses Feature aktiviert ist, passt sich der Music 5 an Umgebungsgeräusche an, regelt Frequenzen hoch, die sonst untergehen würden. Das macht bei entsprechend lauter Umgebung einen sehr deutlichen Unterschied, den man aber nur hört, wenn man die Funktion ausschaltet. Beim Hochregeln geht der Music 5 so behutsam vor, dass es praktisch nicht wahrnehmbar ist. Ein unschätzbares Feature beim Einlassen der Badewanne, bei Umgebungsgeräuschen auf der Terrasse, bei lauten Küchenmaschinen, und wirklich gut umgesetzt. Natürlich wird der Lärm nicht ausgeblendet, die Musik wird trotzdem teilweise überdeckt, aber viel weniger als ohne entsprechende Regelung. Und bis jetzt hat der Music 5 noch keinen unnatürlichen Klang erzeugt.
Zum Schluss sei noch der Equalizer-Preset „Speech“ erwähnt: Der ist zum Hören von Podcasts sehr gut geeignet, reduziert die Zischlaute und filtert den zu heftigen Bass mancher Podcast-Aufnahmen erfolgreich weg.
FazitEin genialer Lautsprecher mit wirklich atemberaubendem Klang. Besser geht es vermutlich nur in den „richtig“ audiophilen Preisregionen.
Pro:
- Unglaubliches Klangerlebnis
- Einigermaßen portabel
- RoomAdapt und NoiseAdapt
- Hervorragender Support
Contra:
- Auslaufmodell
- Kein Chromecast, dadurch nicht direkt z.B. mit der App von Qobuz ansteuerbar